Berührender Vortrag von Michael Stahl

Wumms – und schon lag der FEG-Pastor Joachim Heina beim Special-Gottesdienst vom vergangenen Palmsonntag längelang auf der Bühne! Michael Stahl, aus dem süddeutschen Bopfingen, ehemaliger Bodyguard, hatte  ganz einfach demonstriert, wie er früher als Verteidiger von Persönlichkeiten gearbeitet hatte. Er berichtete aus seinem turbulenten Leben und betonte: «Menschen, die Fragen haben, brauchen keine Antworten, sondern Nähe.» Heute ist er Fachlehrer für Selbstverteidigung und besucht Menschen am Rande der Gesellschaft: er spricht u.a. in Gefängnissen und zu Jugendbanden. Diese Leute erzählen ihm immer wieder, dass sie ihre Väter hassen würden. Michael Stahl entgegnet ihnen, was er selber auch erlebt hat: «Liebt eure Väter und sagt es ihnen auch!»

Ich liebe dich

Sein eigener Vater war arbeitslos und alkoholkrank und gab ihm mit auf den Weg: «Du bist nichts; du kannst nichts; aus dir wird nichts!» Diese drei Sätze prägten sich beim Referenten tief ins Herz ein. Er betonte, dass auch ein Satz wie «Ich liebe dich!», Macht ausüben kann. Michael Stahl ist überzeugt, dass Kinder von ihren Vätern nur zwei Sätze zu hören brauchen: «Ich liebe dich» und «Ich bin stolz auf dich.» Wenn der Referent die Leute fragt, ob sie diese Sätze auch zu ihren Kindern gesprochen haben, bekommt er häufig zur Antwort: «Nein, das wissen sie doch!» Den Anwesenden rief er zu: «Sagt es euren Kindern unbedingt und denkt es nicht nur!»

Mobbing: wie du mir, so ich dir

In der Schule wurde Michael Stahl von fünf Kindern fürchterlich gemobbt. Er lernte, dass, wer gemobbt worden ist, selber auch mobbt. So mobbte M. Stahl u.a. eine seiner Lehrerinnen. Viele Jahre später begegnete er wieder dieser Frau. Damit er mit dieser Situation ins Reine kommen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie schweren Herzens um Vergebung zu bitten. Welche Befreiung erlebte er doch dabei!

Lieben ist eine Entscheidung

Mit 18 Jahren verliess Michael Stahl sein Elternhaus und lebte auf der Strasse, damit ihn sein Vater nicht mehr plagen konnte. Viel lieber hätte der Sohn einmal vom Vater gehört, dass er ihn liebe. Fünf Jahre später fühlte er, als Security-Mann sei er nun endlich jemand. Es dauerte weitere 14 Jahre, bis M. Stahl sich für das Lieben entschieden hatte und so seinem Vater von Herzen vergeben konnte. Dieser war tief berührt und entgegnete seinem Sohn: «Ich habe dich immer geliebt; ich konnte es aber nicht zeigen.» Was für eine Tragik! Vater und Sohn konnten sich versöhnen – was gibt es Schöneres! So durfte der Referent noch mehrere Jahre seinen veränderten Vater erleben.

Die Tugenden der Ritterlichkeit

Zum Schluss beschenkte Michal Stahl die Anwesenden: einerseits war es ein Plakat mit den Tugenden der Ritterlichkeit, u.a. Schwache beschützen; Höflichkeit; Demut; Sanftmut; Treue; Anstand. Andererseits war es ein Kreuz mit den vier Arten der Vergebung: Gott um Vergebung bitten; Gott beschenkt dich; vergib allen, die dir weh getan haben; bitte um Vergebung. Für seinen immer wieder mit Humor gewürzten Vortrag erhielt der Referent neben dem wohlverdienten Applaus auch eine Appenzeller Spezialität, einen feinen Biber.

Werner Schweizer