Am Dienstag, 21. Januar 2025 traf sich eine muntere Schar von 65+Leuten im Haus zur Blume, im Museum Gais, zu einer Führung zu «Blaue und Blutdruck». Peter Meier, einer der Museumsleiter, betonte gleich schon in seinen einführenden Worten, dass Gais als Kurort weltbekannt war, kamen doch Persönlichkeiten aus allen Herren Ländern ins Appenzeller Mittelland.
1959 wurde in eben diesem Haus zur Blume die «Klimastation Gais» unter Dr. med. Gerhard Ufer eröffnet. Sogenannt «Zivilisationsgeschädigte» kamen zu einer vierwöchigen Kur nach Gais. Sie wohnten in Privathäusern, assen im Restaurant Falken
und trafen sich täglich vor dem Haus zur Blume, wo jeweils der Blutdruck gemessen wurde. Zur verabreichten Ausrüstung gehörten ein blauer Trainingsanzug, ein Wanderstock und eine Massagebürste. Dr. Ufer war der Meinung, dass körperliche Bewegung für die Patienten das Beste sei. So wurde täglich am Morgen geturnt, anschliessend eine Wanderung unternommen und regelmässig die Sauna besucht, zu der auch eine Bürstenmassage gehörte. 1977 gab es eine Konzeptänderung: die Klinik bot nun Unterkunft, Verpflegung und Therapiemöglichkeiten unter einem Dach an.
Gaiser Dorfgeschichte
Peter Meier gab im ersten Stock sein grosses Wissen zur Gaiser Dorfgeschichte weiter. Er berichtete unter anderem über die Entwicklung der Einwohnerzahl, das Gaiser Söldnerwesen, natürlich den Dorfbrand von 1780 und die Wirtschaft. Der Referent gab zahlreiche Anekdoten zum Besten, z.B. über den Schotten-Sepp, der nach dem Käsen um Mitternacht im Mesmer oben mit der Molke losgelaufen sei, damit er sie – immer noch warm! – am Morgen früh vor dem Ochsen in Gais abliefern konnte. Oder über die Frauen, die bei der Schlacht am Stoss tatkräftig mitgeholfen hatten, die feindlichen Österreicher ins Rheintal zurückzudrängen. P. Meier erklärte, dass die Osterschriften nur nach der Schönheit rangiert wurden. Nach dieser Rangierung durften dann die Kinder am Ostermontag in die Kirche eintreten. Ganz schlimm, wer am Schluss der Kolonne war und mit «Sau» beschimpft wurde!
In einer gemütlichen Runde im Café Böhli konnten die Teilnehmenden den interessanten Nachmittag bei Kaffee und Kuchen ausklingen lassen.
Ein grosses Dankeschön dem Vorbereitungsteam 65+! Werner Schweizer